Schleusenphantasma: „….hinter der Schleuse liegt der Strand“

Die Planungen für den Umbau der Schleuse zum Lindener Hafen sind bei den Bürgerinnen und Bürgern im Umfeld auf wenig Gegenliebe gestoßen. Zu groß erscheinen die Belastungen durch die Maßnahmen, die sich auf acht Kilometer Kanalstrecke weit ins Land ausdehnen würden...
Aber welches Verhältnis haben die Anwohner eigentlich zu ihrem Stadtteil? Welche Wünsche und Zukunftsvorstellungen verbinden sie mit ihrem Wohnort? Und welche Rolle könnte die Schleuse übernehmen, wenn sie vor dem Hintergrund umfassender Konzepte der Zukunftsfähigkeit neu entworfen würde?

Mit diesen Fragen entwickelten und veranstalteten Dr. Thomas Köhler und Dr. Lucia Grosse-Bächle, gefördert durch die Leibniz Universität Hannover, die Entwurfswerkstatt im Kastanienhof in Limmer. Am 30.1.2010 trafen sich Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils und fanden ein breites Programm vor. Wissenschaftler verschiedener Universitäten referierten zu relevanten Themen wie Ökologie, Wasser- und Landschaftsplanung. Prof. Dr. Gerhard Scherhorn vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie entwickelte anschaulich Visionen für die zukunftsfähige Stadt,
„nichts zu viel und deshalb genug für alle“. Dr. Frank Schröter vom Institut für Verkehr und Stadtbauwesen der TU Braunschweig machte deutlich, wie die Zukunft der Mobilität und der regionalen Infrastruktur in einem ganzheitlichen Stadtentwicklungskonzept mitgedacht werden muss. Prof. Antje Stokman des Instituts für Freiraumentwicklung der Leibniz Universität Hannover entwickelte zum Thema „Wasserwege neu denken“ die Zusammenhänge bei der Landschaftsplanung von Wasserwegen. Auch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Hannover-Mitte, Dr. Manuela Osterthun, beteiligte sich an dieser Veranstaltung mit Aussagen zu der geplanten Entwicklung des Lindener Hafens.

Mit der Entwurfswerkstatt wollten diese Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Dialog zwischen Expertinnen und Experten, Bürgerinnen und Bürger anstoßen, um gemeinsam zukunftsfähige Visionen für den Stadtteil zu entwerfen und zu diskutieren. Mit den Fragestellungen,
Der Kanal als vielfältig nutzbarer Raum , Der Kanal im Stadtteil Limmer, Der Kanal in der Region Hannover, sind mit viel Spaß und Kreativität Entwürfe eines lebenswerten Stadtteils entstanden. Es wurden achtzehn unterschiedliche Zukunftsvisionen des Stadtteils Limmer entwickelt. Alle Entwürfe hatten eines gemeinsam; einen lebenswerten Stadtteil zu gestalten, indem sich jung und alt wohl fühlen. Umweltaspekte wurden ebenso berücksichtigt, wie Arbeit und Leben im Stadtteil. Ein ganz wesentliches Gefühl ist von einer Teilnehmerin am Ende der Werkstatt beschrieben worden: „Mir ist klar geworden, welch ein enormes Potential unser Stadtteil Limmer hat.“
Die Entwürfe und ihre Auswertung sind in einer kleinen Ausstellung in der Grundschule Kastanienhof und im Web zugänglich, damit sie von der Stadtplanung und der Wasser- und Schifffahrtsdirektion, aber auch von den Bürgerinnen und Bürgern eingehender betrachtet werden können.


Auswertung der Entwurfswerkstatt

Am 03.03.2010 trafen sich die Akteure der Entwurfswerkstatt zu einer Auswertung und zu Überlegungen, wie mit den Ergebnissen weiter verfahren werden kann und ob es in diesem Zusammenhang eine Gruppe geben wird, die sich weiter treffen wird, um auch über den Schleusen- und Kanalumbau hinausgehende Belange der „Zukunftsfähigkeit“ für den Stadtteil Limmer voran zu treiben. Insgesamt wurde die Werkstatt von allen Beteiligten als sehr angenehme und produktive Veranstaltung bewertet. Die Reichweite der produzierten Entwürfe hat beeindruckt. Die Arbeit des Entwerfens sollte mit diesem ersten Durchlauf noch nicht beendet sein, sondern erst richtig beginnen: Systematisierung und Vertiefung, Reflexion möglicher Konflikte bzw. der Vermittlungs- und Inklusionsmöglichkeiten, insbes. aber auch weiter denken der Zukunftsfähigkeit von Infrastrukturen eines urbanen Raums sind die nahe liegenden Aufgaben. So sieht es Dr. Thomas Köhler.

Wie und mit welcher Ziel führenden Idee an der Zukunft des Stadtteils weiter gearbeitet werden kann, wurde ausgiebig diskutiert, wie z.B. die Orientierung am Transition Town Movement, einer Bewegung, die den Umbau der Städte zu Gunsten von weniger energie-, mobilitäts- und konsumintensiven Lebensweisen verfolgt. (vgl. http://www.transitiontowns.org/). In einem nächsten Treffen soll diese Idee ausführlicher vorgestellt und diskutiert werden.

Arbeitsergebnisse und Präsentationen